· 

Mit Lähmung im Dunkeln. Mein unvergesslicher Ausflug im Dialogmuseum Frankfurt

Als Rollstuhlfahrer mit einer Querschnittslähmung bin ich immer auf der Suche nach einzigartigen und bereichernden Erlebnissen. Mein jüngster Besuch im Dialogmuseum in Frankfurt war genau das – eine faszinierende Reise in eine Welt ohne Sehen, die meine Wahrnehmung auf eine unerwartete Weise veränderte.

 

Das Dialogmuseum ist ein Ort, der darauf abzielt, das Verständnis für die Herausforderungen von Sehbehinderten zu fördern. In kleinen Gruppen werden die Besucher durch verschiedene Räume geführt, um zu erleben, wie das Leben ohne das Sehvermögen ist. Das Besondere: Die Führung findet komplett im Dunkeln statt und wird von einer blinden Person geleitet.

 

Als Rollstuhlfahrer, der sich nicht bewegen kann, war meine Erfahrung im Museum besonders einzigartig. Ich wurde rückwärts von einem blinden Guide durch die Räume geführt, was mir erlaubte, mich voll und ganz auf die Geräusche und spürbaren Winzigkeiten in meiner Umgebung zu konzentrieren. Da ich Gegenstände nicht ertasten konnte, kam ich auf die Idee, dass die anderen aus der Gruppe auf sie zu klopfen, um zu erkennen, aus welchem Material sie bestehen – ob Holz, Metall oder Stein. Diese einfache Handlung öffnete eine neue Welt der Wahrnehmung für mich.

 

Die Umgewöhnung an die Dunkelheit war anfangs eine Herausforderung. Unsere Augen suchen instinktiv nach Lichtquellen und Bildern, aber in völliger Dunkelheit wird dieser Sinn nutzlos. Obwohl kein Licht vorhanden ist man im Inneren Auge die ganze Zeit weiße Streifen haloziniert. Es wurden meine anderen Sinne geschärft. Ich hörte aufmerksamer zu, spürte intensiver und wurde meiner Umgebung bewusster.

 

Diese Erfahrung im Dialogmuseum war nicht nur ein interessantes Abenteuer, sondern auch eine tiefgreifende Lektion in Empathie und Anpassungsfähigkeit. Es zeigte mir, wie wichtig es ist, über den Tellerrand hinauszuschauen und die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

 

Ich kann einen Besuch im Dialogmuseum wärmstens empfehlen, besonders für diejenigen, die ihre Wahrnehmung erweitern und ein tieferes Verständnis für die Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen gewinnen möchten. Es ist eine Erfahrung, die mich noch lange begleiten wird , Auch für Rollstuhlfahrer.


Nach dieser eindrucksvollen Erfahrung war ich voller Gedanken und Reflexionen, die ich gerne mit der Gruppe geteilt hätte. Leider wurde uns diese Gelegenheit genommen, denn als wir das Museum verließen, wurden wir mit einer unerwarteten Situation konfrontiert: Der Frankfurter Bahnhof wurde plötzlich von der Polizei aufgrund einer Gefahrensituation geräumt.

 

Wir verließen ihn dann ganz schnell, in dem wir rückwärts mit der Rolltreppe raus gefahren sind, und mich ein Polizist vorne gehalten hat, damit ich nicht nach vorne Kippe.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Mohammad Bekdach (Freitag, 15 Dezember 2023 15:09)

    Ich habe sehr vieles gelernt und finde dich sehr sympathisch und nett.